Was geschah in den 1990ern?


An der FH Lippe gibt es rund 4400 Studierende, 130 Lehrende, 60 Laboratorien sowie 15 Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkte.

Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre ist Raumnot ein großes Problem der FH Lippe. Es fehlt nicht nur an Platz in der Hochschule, sondern auch an geeignetem Wohnraum für die Studierenden rund um die Standorte.

An den landesweiten Studierendenstreiks beteiligen sich auch Studierende der Fachhochschule Lippe, um auf die unzumutbaren Studienbedingungen hinzuweisen. Die Streikenden wollen erwirken, dass die Fachhochschule entsprechend ihrer tatsächlichen Belegungszahlen ausgebaut wird. In Lemgo stehen mehr als 2800 Studierende knapp 1000 Studienplätzen gegenüber, an der Bielefelder Straße in Detmold liegt die Überbelegung bei 400 Prozent. In der Folge verlängert sich für viele unverschuldet die Studienzeit, weil beispielsweise Laborpraktika aus Platzmangel nicht absolviert werden können. Insgesamt streiken an der FH Lippe mehrere hundert Studierende.

Peter Deppe, Student des Bauingenieurwesens in Detmold, hat eigene Computerprogramme geschrieben, um den Umzug eines historischen Hauses aus dem Kreis Höxter in das Paderborner Dorf des Freilichtmuseums in Detmold zu ermöglichen. Das Haus soll in vier Teile zerlegt werden, muss vorher aber exakt vermessen werden. Damit der ursprüngliche Charakter beibehalten wird, sind also auch die extremen Verformungen des Gebäudes zu dokumentieren. Dafür nutzt der Student eigene CAD-Programme. Sämtliche Ecken des alten Gebäudes wurden aufgemessen, in einem elektronischen Feldbuch gespeichert und später in den Computer übertragen. Peter Cypers (hier im Bild) hilft beim Vermessen.

Professorin Verena Wriedt (Mitte, mit Ingeborg Wedel und Rektor Prof. Dr. Dietrich Lehmann) ist jetzt Frauenbeauftragte der FH Lippe. Sie übernimmt das Amt zunächst kommissarisch bis zur Genehmigung der FH-Grundordnung. Die Frauenbeauftragten an den Hochschulen des Landes sollen umfassende Rechte erhalten, um das Frauenförderungsgesetz durchsetzen zu können. An der FH Lippe studieren rund 1150 Frauen, das ist ein Viertel aller eingeschriebenen Studierenden. 133 Professoren stehen zwei Professorinnen gegenüber.

Auf Einladung des Allgemeinen Studentenausschuss (AStA) kommt Wissenschaftsministerin Anke Brunn (hier mit Rektor Prof. Dr. Dietrich Lehmann) in die FH Lippe und stellt sich im Rahmen einer Vollversammlung den Fragen der Studierenden rund um Raumnot und Studienbedingungen. Damit löst sie ein Versprechen ein, das sie während der landesweiten Studierendenstreiks gegeben hatte.

Im Rahmen einer Diplomarbeit haben Studierende der FH Lippe den Prototyp für eine Vorrichtung zum „Vergleichmäßigen von Würstchen“ konstruiert und gebaut. Ein Test im Fleischtechnologie-Labor ergibt, dass die Würstchen nicht nur identisch geformt sind, sondern sich auch besser braten lassen.

Die Fachhochschule Lippe wird am Standort Lemgo um einen 14 Millionen Mark teuren Laborkomplex erweitert. Damit kommt man dem Wunsch nach einer Campus-Hochschule immer näher. Im Herbst 1995 soll der Fachbereich Produktions- und Fertigungstechnik in das neue Gebäude einziehen können. Bauamtsrat Hans-Friedrich Karsch, Prorektor Prof. Tilmann Fischer, Rektor Prof. Dr. Dietrich Lehmann, Regierungsangestellte Ingelore Kämper und Architektin Heidrun Görder (v.l.) auf der Baustelle.

Inhalte der Fachhochschule Lippe online abrufbar. Es ist die Diplomarbeit der 24-jährigen Ingenieurin Ulrike Schilda (hier mit Prof. Dr. Martin Trautwein), die jetzt weltweit online verfügbar ist. Per E-Mail bekommt die Detmolderin Glückwünsche von Experten bundesweit. Nach und nach sollen weitere Vorlesungen für Bauingenieure eingespeist werden.

Die Hausdruckerei der FH Lippe muss für mindestens ein Jahr geschlossen bleiben. Während Gerhard Schröder gerade die Amtsgeschäfte als Bundeskanzler aufgenommen hat, hat sich sein Namensvetter und der einzige Angestellte der Hausdruckerei, Gerhard Schröder aus Lemgo, zum 31.12.98 in den Ruhestand verabschiedet.

Das Land streicht 2000 Jobs an Universitäten und Fachhochschulen. Die Fachhochschule Lippe muss in dem Zuge 20 Stellen einsparen, acht bis Ende 2003, zwölf weitere bis 2009. Bis Ende des Jahres 1999 muss die FH einen Entwicklungsplan vorlegen. Rektor Lehmann hat Gespräche für Kooperationsmöglichkeiten mit der FH Bielefeld und der Gesamthochschule Paderborn aufgenommen. Unterdessen ist die Emilienkaserne in Detmold fertig saniert und bietet nun Platz für 250 neue Studienplätze.

Die Initiative „Kinder an der FH Lippe“ (hier im Bild: Prof. Dr. Andreas Kleinefenn, Louise Yarwood mit Gavin, Ilsa Droege und Judith Czogalla-Jolmes mit Ludwig (v. l.)) fordert ein Betreuungszimmer für den Standort Detmold, damit studentische Eltern weiter am Studienbetrieb teilnehmen können. Zwar gibt es bereits ein Still- und Wickelzimmer, das ist aber gleichzeitig auch Sanitäts- und Technikraum.

Das Land will auch die Detmolder Bülow-Kaserne für die FH Lippe ankaufen. Rektor Prof. Dr. Dietrich Lehmann und der Augustdorfer Landtagsabgeordnete Manfred Böcker (v.l.) freuen sich, dass die Bülow-Kaserne (im Hintergrund) mittelfristig von der Fachhochschule genutzt werden soll. Am Standort Detmold studieren mehr als 2100 Studierende, in Lemgo sind es rund 1600.
