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Interdisziplinärer Diskurs in Lehre und Forschung

Die Gesellschaft in Deutschland unterliegt seit Jahrzehnten einer stetigen Überalterung. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit von chronischen Erkrankungen, wie beispielsweise einer Demenz. Gerade ältere Menschen und Menschen mit kognitiven und körperlichen Einschränkungen sind in hohem Maße auf eine auf ihre Bedarfe zugeschnittene bauliche Umgebung angewiesen. Dies unterstreicht die Verantwortung der planenden und gestaltenden Disziplinen für die räumliche Umwelt und damit für die Lebens- und Arbeitswelt des einzelnen Menschen sowie der gesamten Gesellschaft.

Die Detmolder Forschungsschwerpunkte stellen sich einer der zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen: Gesundheit und Wohlergehen im demografischen Wandel. „Wir verfolgen das Ziel, die Entwicklung von nachhaltigen gesundheitsfördernden und lebenswerten baulichen Umwelten zu unterstützen“, sagt Prof. Dr. Uta Pottgiesser, Sprecherin des ConstructionLabs. Erkenntnisse aus der Forschung werden in Form von Projekten, Symposien und Publikationen in die Lehre und Praxis zurückgeführt. Weiterhin arbeiten wir konsequent an Möglichkeiten zur Optimierung der Gebäudehülle und des Raumkomforts.

Mehr Lebensqualität für Demenzkranke

Die gesundheitsfördernde Gestaltung von räumlichen Umwelten betrifft allerdings nicht nur die Planungsdisziplinen. Viele weitere Professionen sind an der Ausgestaltung beteiligt. Für die Entwicklung von nachhaltigen Konzepten quartiersnaher Versorgung und nutzergerechter Wohnumgebungen ist die interdisziplinäre Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragestellungen unerlässlich.

Christine Naumann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im ConstructionLab der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Detmold und studiert zudem in einem berufsbegleitenden Masterstudiengang. Das Studium „Multiprofessionelle Versorgung von Menschen mit Demenz“ an der Universität Witten/Herdecke verfolgt das Ziel, die Versorgungssituation von Menschen mit chronischen Einschränkungen aus der Perspektive unterschiedlicher Professionen zu untersuchen. "Sich dem Thema nur auf der medizinischen Ebene zu nähern, ist zu kurz gedacht. Die Probleme von Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen betreffen viele Bereiche des Alltags. Darum ist es so wichtig, nichtmedizinische Berufe mit einzubeziehen", sagt die Leiterin des berufsbegleitenden Teilzeitstudiengangs, Professor Ulrike Höhmann. Christine Naumann arbeitet derzeit im Rahmen ihres Studiums an der Entwicklung eines Messinstruments zur Passung der demenzspezifischen Bedarfe zu möglichen wohnumfeldverbessernden Maßnahmen.

Die Süddeutsche Zeitung veröffentlichte am 09.11.2016 eine Sonderausgabe zum Thema Lernen über den multiprofessionellen Master-Studiengang: www.sueddeutsche.de/karriere/einzigartiger-studiengang-mehr-lebensqualitaet-fuer-demenzkranke-1.3238131

Human Centered Design

Die Berücksichtigung der individuellen Bedarfe ist von hoher Relevanz für die nutzerzentrierte Planung und gesundheitsfördernder Umwelten, insbesondere bei Menschen mit Demenz. Aus dieser transdisziplinären Zusammenarbeit heraus entstand u.a. ein Master-Projekt an der Detmolder Schule, welches Christine Naumann im WiSe 2016/17 in Kooperation mit Prof. Ulrich Nether und Dipl.-Ing. Julia Kirch aus dem PerceptionLab durchgeführt wurden. Im Sinne des Human Centered Designs werden die Zusammenhänge von Mensch, Raum und Gesundheit nutzerzentriert, partizipativ und bestandsorientiert erforscht und raumbezogen umgesetzt. Human Centered Design stellt den Menschen ins Zentrum seiner Forschung und Entwicklung. Kern der Vorgehensweise sind neben der konsequenten Orientierung an den Bedürfnissen der Nutzer, der Einsatz (sozial)wissenschaftlicher Forschungsmethoden zur Erhebung der Bedürfnisse sowie die systematische - partizipative - Einbeziehung der Nutzer in alle Phasen des Planungsprozesses. Dabei ist der Gestalter Moderator und verfolgt methodisch die Strategie, die Nutzer in die Lage zu versetzen, selbstständig zu handeln, zu entwickeln und zu beurteilen.