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Rohrkolben-Leichtbaukonstruktion „Green Container“ gewinnt Sustainability Award 2025

Professor Manfred Lux ist Preisträger der Kategorie "Bisheriges Engagement" bei den TH OWL Sustainability Awards 2025. Hier Einblicke in sein ausgezeichnetes Baustoffprojekt.

Worum geht es in seinem Projekt „Green Container“ – und inwiefern weist er den Weg in eine neue baukulturelle Phase? Yvonne-Christin Knepper-Bartel, TH OWL-Vizepräsidentin für Bildung und Nachhaltigkeit, brachte es in ihrer Laudatio auf den Punkt:

„Mit der Entwicklung einer Leichtbaukonstruktion aus einem nachwachsenden Rohstoff werden nicht nur neue Maßstäbe für nachhaltiges Bauen gesetzt. Es wird gleichzeitig eindrucksvoll gezeigt, wie innovative Forschung und praktische Umsetzung Hand in Hand gehen können.“

Der Green Container im Detail

Das Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen liegt im Trend: Neben Holz gibt es weitere Pflanzenbaustoffe wie Schilf, Gras und Stroh, die bisher aber meist nur zur Dämmung verwendet werden. Dabei gibt es Pflanzen wie die Typha (Rohrkolben), die in der Architektur sowohl dämmende als auch tragende Funktionen erfüllen können. 

Dieses Potenzial haben Professor Lux und sein Team an der TH OWL im Forschungsprojekt „Green Container“ genutzt und in mehreren Phasen zielgerichtet zu zeitgemäßer Architektur entwickelt. In zahlreichen handwerklichen Workshops werden Bauteile konzipiert und vor Ort hergestellt. Aus Pflanzenbestandteilen und Bindemitteln entstehen Rahmen im Maßstab 1:1, welche im Anschluss zu einem Container zusammengefügt werden.

Schon in den vergangenen Jahren waren an der Detmolder Schule für Gestaltung diverse Faserverbundstoffe aus Typhapflanzenentwickelt worden. Nun wird gemeinsam mit der Universität Greifswald anhand neu geernteter Typhaplanzen von Versuchsanbauflächen in Mecklenburg-Vorpommern weiter geforscht. Aktuelles Ziel: Das erste Einraumgebäude, beispielsweise ein Tiny House, welches in den Gebäudeteilen in einer Ebene tragende und dämmende Eigenschaften zugleich aufweist. 

Schrittweise zum Ersatz für Metallcontainer

Der „Green Container“ soll in Zukunft energieaufwändig produzierte Metallcontainer gleichwertig ersetzen können. Die Entwicklung erfolgte Schritt für Schritt: In ersten Versuchsreihen wurde der Faserverbundwerkstoff anhand von Probekörpern verbessert, bis diese im Maßstab 1:1 hergestellt werden konnten. Sie können nun in einem Stecksystem konstruktiv zusammengefügt werden, damit bis zum Projektende ein Prototyp des gesamten Containers entsteht. 

Dieser „Green Container“ wird anschließend als Demonstratorauf Wanderausstellungen in NRW, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin zu Ausstellungszwecken einige Zeit auf Reisen gehen. Danach soll er als Kleingebäude verortet werden. Und dabei zeigen, wie sich ganze Räume und Gebäude zeitgemäß und vor allem kreislaufgerecht aus sogenannten „Paludikulturen“gestalten lassen – einer Form der Landwirtschaft auf nassen Moorböden, bei der moortypische Pflanzen nachhaltig genutzt werden.

Die Vision: Ökologische, soziale, wirtschaftliche Aspekte verbinden

Das Pionierprojekt „Green Container“ ist jedoch nur ein Zwischenschritt auf dem Weg, mit Pflanzenbaustoffen ökologisch und ökonomisch zugleich zu bauen. Es soll beweisen, dass ökologische Architektur wirtschaftlich rentabel sein und dabei auch soziale Nachhaltigkeitseffekte ermöglichen kann. Gemeinsam mit Professor Manfred Lux haben die wissenschaftlichen Mitarbeiter Tim Cremerund Manuel Genathebenso wie die beteiligten Studierenden der TH OWLhierfür innovative Vorarbeit geleistet. 

Auch die externe Fachjurywürdigte in der Begründung ihrer Preisträgerwahl den konsequenten Nachhaltigkeitsansatz des Projekts. Denn einerseits leistet der Anbau von Typha einen doppelten Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz: Er unterstützt nicht nur die Wiedervernässung von Mooren – wertvolle Ökosysteme, die große Mengen CO₂ speichern können. Sondern daraus entsteht auch ein natürlicher Baustoff, der vollständig biologisch abbaubar ist und die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen stärkt. Andererseits bietet der Einsatz dieses Baustoffs Chancen für Wirtschaft und Gesellschaft: Er könnte langfristig helfen, die Baukosten im sozialen Wohnungsbau zu senken, nachhaltigen Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten zu schaffen und die Verdichtung der Innenstädte zu erleichtern.

Infos & Hintergründe: