„Women in Architecture“ (WIA 2025) ist das erste Festival auf Bundesebene, das sich der Sichtbarkeit von Frauen in allen Bereichen der gestalteten Umwelt widmet, von Architektur über Stadtplanung bis hin zur Bau- und Ingenieurkunst. Die Detmolder Schule für Gestaltung hat vom 10. bis 26. Juni einen eigenen Beitrag zum Festival geleistet. Die Ausstellung „Build Perspectives“ zeigte über 40 Arbeiten von Studentinnen, Alumni und Gestalterinnen zum Thema Frauen in Architektur, Innenarchitektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung und Mediendesign. De Ausstellung wurde studentisch konzipiert von Linda Schulte-Frankenfeld & Helena Reister (Innenarchitektur B.A.).
Ein Highlight der Detmolder Beiträge war die Talkrunde „Be Visible“ am 25. Juni mit fünf renommierten Gestalterinnen: Katrin Greiling, Almut Lager, Hille von Seggern, Wibke Schaeffer und Birgit Melisch. Moderiert von Kommunikationsberaterin Lucienne Bangura-Nottbeck gewährten die Rednerinnen persönliche Einblicke in ihre beruflichen Werdegänge und sparten dabei nicht mit kritischen Perspektiven. Sie ermutigten vor allen Dingen jungen, weiblichen Studierenden, ihre Fähigkeiten selbstbewusst zu kommunizieren und ihre Marktwerte einzufordern. Auch im privaten Umfeld ist eine Karriere nur tragfähig, wenn Rechte und Pflichten in einer Partnerschaft ausgewogen verteilt sind.
„Sichtbarkeit bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, mutig zu denken und zu handeln und gleichzeitig Räume für andere zu öffnen“, betonte Hille von Seggern, die seit Jahrzehnten an der Schnittstelle von Stadtplanung und gesellschaftlicher Teilhabe arbeitet. " Wir müssen über Inhalte reden. Feministische Theorie und Entwerfen als Forschung sind aktuell wie nie!“ Almut Lager sprach sich für die Solidarität von Frauen untereinander aus: „Wenn Frauen sich gegenseitig Kompetenzen zusprechen, entsteht nicht nur Selbstbewusstsein, sondern auch ein Netzwerk der Stärke – besonders in Branchen wie der Architektur, in denen weibliche Perspektiven dringend gebraucht werden.“
„Architektur braucht fachliche wie gesellschaftliche Vielfalt. Als Architektinnen bringen wir neben gestalterischer Expertise neue Sichtweisen auf Prozesse, Verantwortung und Nachhaltigkeit ein. Diese Perspektiven sichtbar zu machen, ist längst überfällig“, ergänzt Birgit Melisch. Für Katrin Greiling, international tätige Designerin und Innenarchitektin, ist Sichtbarkeit nicht zuletzt ein gestalterisches Thema: „Was nicht gezeigt wird, wird nicht gedacht. Gestaltung beginnt mit Präsenz.“
Im Rahmen der Ausstellung wurden Ergebnisse aus dem Wahlpflichtbereich „sichtbar machen – sichtbar werden“ präsentiert, in welchen die Studierenden gesellschaftliche Strukturen kritisch hinterfragten und Erfahrungen marginalisierter Gruppen hervorhoben. Die Projekte widmeten sich unter anderem Themen wie Obdachlosigkeit, weiblicher Scham, Lohnungleichheit, Gesundheit oder Rollenvorbildern.
Der ganztägige Workshoptag „Show Your Skills“ am Mittwoch bot ein vielfältiges Weiterbildungsangebot speziell für die Studierenden an der Detmolder Schule. Fragen wie „Wie positioniere ich mich als Gestalterin?“, „Wie gestalte ich meine akademische Laufbahn?“ oder „Wie kann ich aktiv zur Transformation meiner Profession beitragen?“ wurden in intensiven Workshops und persönlichen Coaching behandelt. Parallel dazu zeigte das Team der Campus Foundery OWL praxisnah, wie der Weg in die Selbstständigkeit gelingt. Begleitet wurde der Tag durch das PROFuture-Team der TH OWL, das am Infostand individuelle Beratung zu Karrierewegen in der Hochschullehre bot.
Das WIA-Festival an der Detmolder Schule machte sichtbar, was oft unsichtbar bleibt: weibliche Perspektiven, Potenziale und Positionierungen. Ein erfolgreicher Beitrag zur Stärkung von Frauen in den Planungsberufen und Inspiration für die nächste Generation von Gestalterinnen.
Die Veranstaltung wurde unterstützt von der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Lippeimpuls – Stiftung der Hochschulgesellschaft, dem Bund Deutscher Architektinnen und Architekten Ostwestfalen-Lippe (BDA OWL), louis poulsen, dem Women in Architecture Festival sowie Grafikerin Helen Stelthove realisiert. Ein herzlicher Dank gilt außerdem der Sitzmöbelmanufaktur KFF GmbH & Co. KG für die Leihgabe der formschönen und bequemen Sessel für die Talkrunde.