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Facade 2013: Entwicklung durch Design

Über 100 Vertreter und Vertreterinnen aus Forschung, Entwicklung und Industrie zählte das internationale Fassadensymposium am 29. November 2013 in Detmold. Das Thema der englischsprachigen Tagung lautete "Design versus Development". Key-Note-Sprecher waren Colin Davies (Architekt und Buchautor, London) und Lena Kleinheinz von "magma architecture" (Berlin).

Die Fassadentechnologie ist nicht nur Schnittstelle zwischen Innen- und Außenraum, sondern auch führende Disziplin des Bausektors in Bezug auf die Integration von Komponenten, die technische Komplexität und die Sichtbarkeit innovativer Entwicklungen. Gestalter und Gestalterinnen sowie Ingenieure/-innen führen dabei eine stetige Debatte darüber, welches Leitbild in Bezug auf Entwicklungen und Innovationen dominiert. Sind es künstlerisch-gestalterische Absichten, stilistische und materialspezifische Experimente oder sind es technisch-konstruktive Möglichkeiten und produktionstechnische Optimierungen? Vor diesem Hintergrund ließ sich auch der Titel der "facade2013" ableiten.

Auf dem Campus Emilie der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur kamen internationale Vertreter und Vertreterinnen aus Forschung, Entwicklung und Industrie zusammen, um sich über die Verbesserung des Innovationsprozesses bei Fassaden auszutauschen. Diese Diskussion sei eine der zentralen wirtschaftlich-technologischen Fragen, mit denen sich zahlreiche europäische Unternehmen und Planungsbüros beschäftigen, so Prof. Dr. Uta Pottgiesser, Dekanin der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur (Hochschule OWL).

Wichtig sei bei diesem Thema der gegenseitige Respekt zwischen Architekten und der produzierenden Industrie, so Fachautor und Architekt Colin Davies (London). Innovation und Architektur beeinflussen sich gegenseitig, ist auch Dr. Winfried Heusler (Schüco International KG, Bielefeld) überzeugt. Wichtig für Innovationen seien Leuchtturmprojekte, die jedoch oft kostspielig für die Firmen seien. Erfolgreiche Innovationen seien angewiesen auf eine zielgerichtete Kombination aus Market Pull (nachfragegesteuerter Produktionsdruck) und Technology Push (Technologieschub), so Heusler. Mick Eeckhout (Octatube, Delft) plädierte für ein schrittweises Vorgehen. Dies habe sich gerade bei der Fassadenentwicklung ausgezahlt.

"Architektur ist verglichen mit allen anderen menschlichen Produkten für Veränderungen resistent. Man könnte sogar sagen, dass sie im Vergleich zum technologischen Prozess auf anderen Gebieten des Designs und der Produktion (...) eine geradezu innovationsfreie Zone ist", sagt hingegen Lena Kleinheinz. Die Gründe hierfür seien vielfältig: Bauprojekte seien meist groß und komplex, zeitaufwändig und kostspielig. Oft beinhalteten sie deshalb ein großes finanzielles Risiko, weshalb viele Architekten und Designer auf bereits vorhandene, vielfach erprobte Schemata zurückgriffen. Einen großen Innovationstreiber sieht Kleinheinz jedoch in der Umweltzerstörung und dem damit einhergehenden Ruf nach mehr Nachhaltigkeit bei Neubauten und der Sanierung von Altbauten.

Prof. Mary-Anne Kyriakou (Hochschule OWL) machte in ihrem Vortrag "Light and Space" auf die Themen "Lichtverschmutzung" durch Gebäude aufmerksam und appellierte an die ethische Verantwortung von Planern, Bauherren und Investoren: "Nicht alles was technisch machbar ist, ist auch moralisch vertretbar." "Die Fassade hat eine großes Innovationspotential", fasste Dr. Holger Strauß (Emmer Pfenninger Partner AG, Basel) zusammen. Gerade die neuen digitalen Fabrikationstechnologien können Neuerungen vorantreiben. Und so ist Thomas Auer (Transsolar Energietechnik GmbH, Stuttgart) überzeugt: "Es geht nicht um Entwicklung versus Design, vielmehr gebe es Entwicklung durch Design und umgekehrt."

Den Tagungsband können Sie hier erwerben: Hochschule OWL, Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur, Dekanat, Frau Julia George, Emilienstr. 45, 32756 Detmold, julia.george@hs-owl.de