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„Feminist* Parti“ – Gedanken und Versuche zur Überarbeitung von Teilhabe

Am 27. November 2024 verwandelte sich das Foyer im Gebäude 2 der Detmolder Schule für Gestaltung in einen Ort des Austauschs, der Kreativität und der Diskussion für eine gerechtere Stadtgesellschaft. Die Antikonferenz „Feminist* Parti“ bot den rund 50 Teilnehmenden eine Mischung aus interaktiven Formaten, um den Dialog über Gestaltung, Stadtentwicklung und intersektionale Partizipation anzuregen.

Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen am Institut für Designstrategien (IDS) und zugleich Veranstalterinnen der Feminist* Parti Kyra Albrecht und Marie-Joelle Scholten-Reintjes setzen mit ihrem außergewöhnlichen Konferenzformat auf Dynamik, Mitmachen und offene Strukturen. So sollen die Potentiale intersektionaler Perspektiven sichtbar gemacht werden. In ihrer Programmbeschreibung wählen sie bewusst einen modernen Jargon, um elitäre Strukturen aufzubrechen und eine breitere Zielgruppe zu erreichen.

Referentinnen aus den Bereichen Kunst, Musik, Kultur und Soziologie liefern in ihren Beiträgen Anregungen zur Partizipation und Intersektionalität in der Stadtplanung als auch in der Veranstaltungsbranche. Dr. Friederike Landau-Donnelly, politische Theoretikerin und Stadtsoziologin, betont mit ihrem Impulsvortrag „Feministische Parti und die Politische Differenz“ dass feministische Perspektiven nicht nur im Bereich der Geschlechtergerechtigkeit relevant sind, sondern in alle gesellschaftlichen Strukturen einfließen müssen: „Es geht nicht nur um Gleichstellung, sondern um die radikale Neudefinition von Machtverhältnissen, die bis heute marginalisierte Gruppen ausschließen“, gibt Dr. Landau-Donnelly zu bedenken.

Das SASSY Kollektiv sorgt mit dem passenden Sound während der Veranstaltung für die Verbindung zwischen Kunst und Aktivismus. In ihrem Beitrag berichten sie über die Herausforderungen und Potenziale der FLINTA* (Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen) in der DJ-Branche. Das Kollektiv fordert eine höhere Präsenz von FLINTA*Kollektiven auf Events basierend auf ihrer Kreativität anstatt als Beitrag zur Quote. Sie betonten, wie wichtig es ist, Räume zu schaffen, in denen marginalisierte Stimmen gehört werden: „Die Clubkultur ist nicht nur ein Ort des Feierns, sondern auch ein Raum des Widerstands und der Selbstermächtigung.“

Die Wirtschafts- und Kulturwissenschaftlerin sowie freiberufliche Urbanistin, Anouchka Strunden, lenkt als „Die Stadtführer*in“ den Fokus auf die unsichtbaren Aspekte von Care-Arbeit in der Gestaltung urbaner Räume: „Städte werden noch immer für die Starken, die Mobilen und die Lauten gebaut. Wir brauchen Räume, die sich an den Bedürfnissen der Verwundbaren orientieren.“

In den Vorträgen wird deutlich, dass Stadtplanung nicht nur funktional, sondern vor allem inklusiv und empathisch sein muss. Die Teilnehmer:innen erarbeiten in kleinen Gruppen konkrete Ansätze, wie öffentliche Räume so gestaltet werden können, dass sie allen zugutekommen – sei es durch barrierefreie Zugänge, sichere Treffpunkte oder eine bessere Vernetzung von sozialen Dienstleistungen.

In ihrem Workshop „Volxkultur“ bietet die Theaterwerkstatt Bethel Einblicke in die Gestaltung einer Kultur der Vielfalt. Die Teilnehmenden erarbeiten spielerisch, wie kollektive Kunstprojekte zu mehr sozialer Teilhabe führen können. „Kunst ist nicht nur schön – sie ist ein Werkzeug, um Gemeinschaft zu stärken und Vielfalt sichtbar zu machen,“ betont eine Referentin der Theaterwerkstatt.

Parallel dazu führt Anouchka Strunden von „die Stadtführer*in“ einen kreativen Workshop zur Care-Arbeit in der Stadtplanung durch. Die Teilnehmer:innen skizzieren Modelle für Nachbarschaftsnetzwerke, die gegenseitige Unterstützung fördern und soziale Isolation im städtischen Raum bekämpfen sollen. Unter dem Motto „Zeigen, was man hat“ präsentieren die Gruppen anschließend die Ergebnisse aus ihren Workshops.

Die „Feminist* Parti“ hat gezeigt, dass intersektionale Perspektiven und partizipative Ansätze entscheidend für die Gestaltung benötigter gesellschaftlicher Räume sind. Sie sind wichtig, um Teilhabe und die daraus resultierenden Wünsche und Visionen aussagekräftig zu gestalten – und das nicht nur für einen kleinen Teil der Gesellschaft.