Nach 21 Jahren Lehrtätigkeit ist Professorin Eva Filter von TH-Präsident Professor Jürgen Krahl zum Ende des Sommersemesters 2019 in den Ruhestand verabschiedet worden. Die 65-jährige Diplom-Ingenieurin hatte am Fachbereich Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur das Lehrgebiet "Entwerfen und Konstruieren von Räumen und Einrichtungen mit Schwerpunkt Wohnen" inne.
Nach einer Bauzeichnerlehre, zu der auch ein Praktikum in einer Schreinerei gehörte, entdeckte Eva Filter ihr Interesse an Innenräumen und deren Gestaltung. "Die Welt des Zeichnens und des Exakten zog mich an, es fehlte nur noch die Atmosphäre", erinnert sich die gebürtige Paderbornerin an die Anfänge. Es folgte ein Studium der Innenarchitektur in Düsseldorf bei Ellen Birkelbach, das sie 1982 abschloss.
Im selben Jahr noch gründete sie gemeinsam mit ihrem Mann, dem Architekten Dietmar Filter, ein eigenes Büro. Ein Großauftrag erleichterte den Start in die Selbständigkeit. Nach Projekten für Banken und Konzerne - darunter die Sparkassen Bochum und Wuppertal, Vorstandsbereich und Konferenzräume der RWE AG sowie deren Jahreshauptversammlung in der Grugahalle - bekam das Büro Filter den Auftrag, ein Raumkonzept für Straßenkinder für die Zinkhütte in Mühlheim zu entwerfen. "Das war ein Paradigmenwechsel für mich", erinnert sich die 65-Jährige. Und ein Augenöffner. "Ob jemand 100 Euro hat oder 1 Millionen - ich möchte etwas schaffen, in dem der Mensch sich wohlfühlt", so Filter.
Nach Lehraufträgen und einer Vertretungsprofessur in Düsseldorf wurde Filter 1998 nach Detmold berufen. Hier baute sie neben ihrer Lehre den hochschuleigenen Forschungsschwerpunkt Perception Lab mit auf, bot über viele Jahre Studienberatung an und war Mitglied im Senat (2015 bis 2017) sowie im Fachbereichsrat (1998 bis 2008). Ein großes Anliegen war ihr, mehr Innenarchitekten und Innenarchitektinnen in die Lehre nach Detmold zu berufen. Als größte Ausbildungsstätte für Innenarchitektur in Deutschland seien identitätsbildende Vorbilder in der Lehre wichtig. "An der Verschiedenartigkeit der Lehrenden kann ein Studierender nur wachsen", ist sich Filter gleichwohl sicher. Sie leitete sieben Berufungskommissionen und wirkte an drei weiteren mit. Auch das Lehrgebiet der Humanwissenschaften wurde durch ihre Initiative eingerichtet.
Für die Innenarchitektur ging Filter keinem Streit aus dem Weg. Mit dem Umzug der Detmolder Fachbereiche auf den heutigen Campus setzte sie sich für die Einrichtung von zwei hölzernen Raumlaboren ein, die zunächst aus Brandschutzgründen abgelehnt worden waren. Und als mit Einführung der Bachelor-Studiengänge zunächst keine Masterplätze für die Innenarchitektur in Detmold vorgesehen waren, setzte Filter auch diese zusammen mit einem Kollegen gegen alle Widerstände durch.
Farbe, Textil, Material, Atmosphäre - "das alles muss stimmen", sagt Filter. "Gerade die Farbe war mir immer wichtig." Das Thema Farbe und Interieur wird sie auch im Ruhestand begleiten. "Ich will malen", so die 65-Jährige. Darüber hinaus gibt die Mutter von zwei erwachsenen Söhnen auch weiterhin Firmenworkshops und schreibt regelmäßig eine Kolumne für das Architekturmagazin eines bekannten Münsteraner Farbherstellers. Wie baut der Mensch Beziehung zum Raum auf? Davon handelt das Buch, an dem sie gerade schreibt. "Das Innere der Architektur" - eine Position zur Beziehung von Mensch und Raum - wird der Titel lauten. Es gibt noch genügend Pläne, die die neue Lebensphase begleiten.