Moor & More
Entwurf eines Refugiums für Wander- und Rucksacktouristen im Großen Torfmoor
Meine Bachelorthesis befasst sich mit dem Entwurf eines Refugiums für Wander- und Rucksacktouristen im
Großen Torfmoor im Kreis Minden-Lübbecke. Das Refugium soll, unter Berücksichtigung des umgebenden
Naturschutzgebiets, die Möglichkeit der Übernachtung und Raum zur Anwendung von Naturheilverfahren bieten.
Durch Materialwahl, Texturen und unkonventionelle Entwurfsansätze soll ein Konzept entstehen, das völlig im
Einklang mit dem vorhandenen Ort steht und dem Nutzer die Möglichkeit eines Rückzugsorts bietet.
Ziel des Entwurfs ist es, die ökologische Relevanz der Moore in den Mittelpunkt zu stellen und diese schützenswerten,
einzigartigen Ökosysteme erlebbar zu machen.
Durch den Handel mit Torf sind die Moore in Deutschland in den letzten Jahrhunderten zum Großteil zerstört worden,
nur noch 5% der Flächen sind in einem naturbelassenen Zustand. Der NABU Naturschutzbund setzt sich für den Schutz
dieser Landschaften ein. Auch im Großen Torfmoor sind die Renaturierungsmaßnahmen sehr erfolgreich.
Das 2013 vom NABU eröffnete Moorhus, am Rand des Moores, bietet eine Dauerausstellung sowie eine Vielzahl an
Führungen und Workshops zum Thema Moor an und sensibilisiert die Besucher für einen nachhaltigen Umgang mit der
Natur. In Zusammenarbeit mit dem Moorhus erfolgt die Realisierung des Refugiums und schafft so einen intimeren,
ökologischen Zugang zur Landschaft ohne den Moorschutzgedanken zu verlieren.
Moor & More wird zu einem Ort des Rückszugs und der Entspannung, dient dem Entfliehen des Alltags und der
Reizüberflutung. Die Nutzer sind Naturliebhaber, Reiselustige und flexible Charaktere, die eine Auszeit nutzen möchten
um außergewöhnliche Erfahrungen zu erleben/sammeln. Die Einfachheit einer Rad- oder Wandertour mit kleinem
Gepäck, die Reduktion auf die elementarsten Dinge und die Liebe zur Natur sind Grundvoraussetzungen für das
Erlebnis. Der Reisende als Person steht im Mittelpunkt, seine Bedürfnisse, seine Entspannung und das bewusste
Zeitnehmen für sich selbst.
Die Verortung meiner Baukörper ist durch die Vegetation des Moores begrenzt. Die Position am Rand des Moores sorgt
dafür, das seltene Tier- und Pflanzenarten nicht in ihrer Umgebung gestört werden. Da sich die Geländeoberfläche durch
den schwankenden Wasserhaushalt im Laufe der Zeit hebt und senkt, steht die Architektur auf Stelzen und lässt dem
Boden Zeit und Raum zum Atmen.
Der Gedanke des Wohnens und der des Heilens sind zwei Funktionen, die jede für sich stehen können und gleichzeitig
einen engen Bezug zueinander haben. Auf Grundlage dessen entwarf ich zwei Baukörper, die optisch eine Einheit bilden
aber räumlich getrennt sind. Ein Steg dient als verbindendes Element der beiden Bereiche und schafft durch seine
Positionierung abseits des Wanderwegs eine beruhigte Zuwegung.
Das Übertreten den ersten Schwelle läd dazu ein die gewohnten Pfade zu verlassen und sich gedanklich auf eine
neue Erfahrung einzulassen. Wandelt man den Steg entlang, betrachtet man die Baukörper von der Rückseite. Er
durchdringt den Zwischenraum der beiden Bauten und überbrückt die räumliche Distanz. Außer eines schmalen,
schwebenden Fensters ist die Fassade der Rückseite geschlossen, ein Eingang zunächst nicht sichtbar.
Die Ausrichtung der Baukörper zeigt zur offenen Hochmoorfläche. Durch die einseitige Vollverglasung und die
räumliche Öffnung in der Horizontalen und Vertikalen, wird die Landschaft Hauptakteur in der Gestaltung. Das
Moor ist das Herzstück des Entwurfs, die Landschaft und ihre Farbigkeit, der natürliche Sonnenverlauf und die
umschließende Stille. -
Die Gebäudehülle dient als Schutz, sowohl für den Nutzer als auch für die Flora und Fauna der Umgebung. Eine große
Terrasse schafft einen fließenden Übergang zwischen Innen- und Außenraum und läd zum verweilen ein - einfach mal
die Beine baumeln lassen, die Aussicht genießen und den Rufen der Vögel lauschen.
Die elementaren Eigenschaften des Moores sind für mich Kargheit, Schichtungen und die sichtbare Vergänglichkeit
der Dinge.
Die Materialwahl bezieht sich inhaltlich stark auf den Ort und seine Historie. Die Holzfassade aus verkohlter Douglasie
steht stellvertretend für die Brennkultur und die Geschichte des Torfabbaus. Das dunkle Holz verkörpert die düstere,
unheimliche Stimmung der Landschaft und erzählt Sagen und Legenden aus längst vergangener Zeit. Gleichzeitig dient
die Verkohlung dem Schutz, macht das Holz auf natürliche Weise unempfindlich gegen Witterung und Schädlinge und
entwickelt im Laufe der Zeit eine schöne Patina.
Der Einsatz von Holz, Naturstein und Lehmputz im Innenausbau steht im starken Kontrast zum dunklen Material
der Fassadengestaltung, dadurch wirkt der Innenraum besonders hell und offen. Die verschiedenen Nuancen der
eingesetzten Naturmaterialien nehmen sinnbildlich die Schichtungen des Moorbodens auf.
Die zurückhaltende Verwendung unterschiedlicher Oberflächen ermöglicht eine einheitliche und dezente Gestaltung
des Raums, die den Gast zur Ruhe kommen lässt und ihn in jeder seiner Handlungen umhüllt.
- Der Ausblick in die Moorlandschaft rückt in den Fokus.
BDIAausgezeichnet
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