Das Weserbergland aus Porzellan
Studierende der Fachrichtung Landschaftsarchitektur und Umweltplanung an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) haben in Kooperation mit dem Museum Schloss Fürstenberg und der Porzellanmanufaktur Fürstenberg ein künstlerisches Gemeinschaftsprojekt umgesetzt. Der Porzellangarten, Teil der Themengärten auf der anstehenden Landesgartenschau 2023 in Höxter, beeindruckt mit seiner Verbindung von Handwerk und Natur.
Die Reihen aus Tellern und Platten der Porzellanmanufaktur Fürstenberg bilden ein imposantes Bild, das sich wie der Verlauf der Weser oder des Berglandes durch den Themengarten am Wall schlängelt. Unter der Leitung von Dr. Christian Lechelt, Kunsthistoriker und Leiter des Museums Schloss Fürstenberg, wurde die Idee entwickelt, das traditionsreiche Porzellan der Manufaktur in einem neuen Kontext zu präsentieren und die Sichtweise der Studierenden einfließen zu lassen.
Die Inspiration für den Porzellangarten entstand im Rahmen der Sonderausstellung des Museums Schloss Fürstenberg mit dem Titel "Lustgarten. Porzellan und Gartenkunst". Der Entwurf stammt von Niels Finke, einem Studenten der Landschaftsarchitektur, der den Ideenwettbewerb unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-Peter Rohler und Professorin Ute Aufmkolk gewann. Der Porzellangarten dient als abstrakte Darstellung der Naturschauspiele im Weserbergland, wobei die Tellerreihen die Dynamik der Weser verdeutlichen und sich mal zu einem schmalen Bach und mal zu einem reißenden Fluss formen. Das Grün aus Moos und Gräsern unterstreicht die Assoziation zum Bergland an der Weser und der Flora am Gewässer.
Die Tellerreihen sind wie eine Bahn aus Dominosteinen angeordnet und führen die Augen des Betrachters auf eine faszinierende Reise. Insgesamt wurden für das Projekt rund 1600 Porzellanteller von der Manufaktur Fürstenberg gesponsert. Das besondere Material, auch als "weißes Gold" bekannt, besteht aus einer Mischung aus Kaolin, Quarz und Feldspat und wird bei extrem hohen Temperaturen gebrannt. Dadurch besitzt es eine außergewöhnliche Temperaturbeständigkeit und Härte, wirkt aber zugleich zerbrechlich und ist sogar lichtdurchlässig. Dieser Kontrast spiegelt sich in der ungewöhnlichen Verbindung mit der Gartenlandschaft wider. Obwohl das Kunstwerk fragil erscheint, sind die Teller fest im Boden verankert und unsichtbar eingebettet.
Der Aufbau des Porzellangartens geht in die nächste Phase
Die erste Phase des Aufbaus wurde im Frühjahr 2023 von Studierenden des Fachbereichs auf dem Gelände der Themengärten abgeschlossen. Selbst Schnee, Kälte und Nässe schienen weder Porzellan noch den fleißigen Studenten etwas auszumachen. Es folgte die Einebnung mit Substrat, welches anschließend mit Moos, Gräsern und weißen Tulpen bepflanzt wurde.
Planung des Porzellangartens
Der Porzellangarten wurde für die Landesgartenschau als Kooperation zwischen der Manufaktur Fürstenberg und den Landschaftsarchitekten des Sustainable Campus, der Hochschule Ostwestfalen-Lippe, am Standort Höxter geplant und basiert auf einem Entwurf von Niels Finke. Der Student setzte sich in einem Ideenwettbewerb unter Studierenden des sechsten Semesters durch. In der Begründung der Jury heißt es: "Die Arbeit wird als gestalterisch sehr konsequent beurteilt. Die gezeigte Lösung schafft ein gartenkünstlerisches Bild, ohne Dekoration zu sein. Das Porzellan wird so eingesetzt, dass mit diesem Material eine neue Art von Garten entsteht. Auch wenn die Arbeit rein zweidimensional und kaum raumwirksam ist, entsteht ein sehr starkes Bild.
Das Gestaltungskonzept des angehenden Landschaftsarchitekten basiert auf einer abstrahierten Darstellung des Weserverlaufs entlang des Museums Schloss Fürstenberg. Der Flusslauf der Weser wird durch Linien aus Porzellantellern in einer sanften Topografie eines grünen Teppichs dargestellt. Die Wellenlinien variieren je nach Strömungsdynamik im Durchmesser. Der nicht begehbare Gartenraum kann so als Weserfluss interpretiert werden, in dem sich Teile des Weserberglandes als Hügel wiederfinden, die von Fließlinien und Wellen umschlungen werden. Durch die wechselnde Abfolge von kleinen, mittleren und großen Platten entsteht der Eindruck von steigenden und fallenden Wellen. "Insgesamt benötigt das Gartenbild also rund 1.500 von der Fürstenberg-Manufaktur gestiftete Platten, um die Wellen zu erzeugen", sagt Professor Dr. Hans-Peter Rohler, der die Arbeiten gemeinsam mit Prof.'in Ute Aufmkolk betreute.
Die Landschaft des Weserberglandes wird mit Sternmoos in Kombination mit Teppich-Eisenkraut bepflanzt. Topographische Erhebungen werden durch zartes Gras hervorgehoben, das seine Halme sanft im Wind wiegt, so dass die Wellenbewegung auch in der Bepflanzung zum Ausdruck kommt.
Der Porzellangarten ist eine von mehreren Ausstellungsflächen der "Grünen" Kurse des Nachhaltigen Campus, der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe, für die Landesgartenschau, in Höxter. Sie ist Teil einer Sonderausstellung des Museums Schloss Fürstenberg zum Thema "Porzellan und Gartenkunst".
Zwischen zwei parallel zur Stadtmauer verlaufenden Wegen wird der Porzellangarten durch zwei Holzstege integriert. Die Fläche des Themengartens beträgt rund 220 Quadratmeter und wird im Umfeld des Berliner Platzes, eingebettet in den vorhandenen Baumbestand, angelegt.
Bis zur Eröffnung des Gartens im April werden wesentliche Details des Gartens gebaut und als 1:1-Modell getestet, um die Machbarkeit des Entwurfs zu prüfen. "Die Landschaft selbst wird schließlich in der vorlesungsfreien Zeit zwischen dem Winter- und dem nächsten Sommersemester entstehen", so Professor Dr. Rohler.