Paludi & Bau
Förderung biobasierter Baustoffe durch Nassanbau
Das Interreg VIa-Projekt Paludi & Bau widmet sich den ökologischen und infrastrukturellen Herausforderungen, die durch die Degradierung von Moorflächen in den Niederlanden und Deutschland entstehen. Die durch Entwässerung verursachte Torfoxidation führt zu erheblichen CO₂-Emissionen und Bodenabsenkungen, was Wasserwirtschaftssysteme, Infrastrukturen und Klimaziele gefährdet. Durch die Förderung von Paludikultur – dem Anbau von an nasse Bedingungen angepassten Pflanzen wie Typha (Rohrkolben) – beugt das Projekt der Zersetzung von Torf vor, stärkt die Biodiversität und schafft zugleich erneuerbare Rohstoffe für den Bausektor.
Paludi & Bau konzentriert sich auf die Entwicklung von biobasierten Dämm- und Plattenmaterialien für den Baubereich, die aus Moor-Biomasse hergestellt und mit myzelbasierten Bindemitteln veredelt werden. Die Produkte sind für den Einsatz in Gebäuden unterhalb der Brandschutzklassifizierungsgrenze vorgesehen – insbesondere in ein- oder zweigeschossigen Häusern. Für Gebäude mit mehr als zwei Geschossen gelten strengere Brandschutzvorschriften, die außerhalb des Projektumfangs liegen. Das Projekt deckt die gesamte Innovationskette vom Rohstoff bis zur Marktreife ab: Es definiert technische Anforderungen basierend auf realen Bauanforderungen, stellt funktionale Prototypen her und prüft diese hinsichtlich Tragverhalten, Feuchteverhalten und Brandschutzklassifizierung.
Darüber hinaus etabliert das Projekt ein grenzüberschreitendes Produktions- und Vertriebsnetzwerk, das landwirtschaftliche Erzeuger, Materialverarbeiter, Komponentenhersteller, Architekten, Bauunternehmen und Endnutzer einbezieht. Diese regionale Wertschöpfungskette soll CO₂-Emissionen senken, lokale Wirtschaftskreisläufe stärken und dezentralisierte, klimaangepasste Baupraktiken ermöglichen. Wissens- und Technologietransfer sind zentrale Bestandteile des Projekts, um sicherzustellen, dass die Ergebnisse in Planungsbehörden, Bauvorschriften und Branchenpartnerschaften in beiden Ländern einfließen.
Im Zentrum der regulatorischen und nachhaltigkeitsbezogenen Bewertung steht die Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL), die mit ihrer Expertise in Lebenszyklusanalyse (LCA) sicherstellt, dass die entwickelten Materialien den relevanten Baustandards und Umweltkriterien in Deutschland und den Niederlanden entsprechen. Durch ökobilanzielle Bewertungen, die sich an nationalen Zertifizierungssystemen orientieren, unterstützt die TH OWL die Integration von paludikulturbasierten Materialien in eine nachhaltige Baupraxis.
Paludi & Bau wird im Rahmen des Interreg VIa Deutschland–Niederlande Programms gefördert, das grenzüberschreitende Zusammenarbeit zur Förderung von Innovation und ökologischer Nachhaltigkeit in Europa unterstützt. Die Initiative wird von der Europäischen Union kofinanziert, mit Beiträgen der deutschen Bundesländer Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, des niederländischen Wirtschaftsministeriums sowie der Provinzen Groningen, Drenthe und Fryslân. Koordiniert wird das Projekt durch TCNN und vereint ein breit aufgestelltes Konsortium aus Behörden, Forschungseinrichtungen, KMU, Großunternehmen und regionalen Netzwerkpartnern.
Projektmitglieder
Prof. und Projektleiter
Jens-Uwe Schulz
jens-uwe.schulz@th.owl.de
Wissenschaftliche Mitarbeit & Projektmanagement
Thomaz da Silva Lopes Vieira
thomaz.da@th-owl.de
Administrative Koordination
Sandra Bomholt
sandra.bomholt@th-owl.de
Projektinformationen
Projektförderung:
2.291.916,20 €
Priorität:
Ein grünerer Programmraum
Projektlaufzeit:
01.09.2024 – 01.09.2027
Federführender Projektpartner:
Stichting TechnologieCentrum Noord-Nederland








