Wie können wir durch Erinnerungskultur und Gedenkstättenarchitektur einen Ort schaffen, der die Reflexion historischer Greueltaten und Schreckensherrschaft fördert?
Mit dieser Frage beschäftigte sich die Konferenz „ReForm Peace!“ der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) am Beispiel des Gedenkstättenausbaus des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Stalag 326 in Schloß Holte-Stukenbrock. Experten aus Lehre, Politik und Forschung kamen zusammen, um neue Ansätze und Methoden für eine zeitgemäße und zukunftsgerichtete Vermittlung in Gedenkstätten zu diskutieren. Begleitet wurde die Konferenz von einer Ausstellung künstlerischer Arbeiten von Studierenden der TH-OWL und Schüler:innen des Gymnasiums Schloß Holte-Stukenbrock, die im Rahmen eines Workshops entstanden sind.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth begrüßte die Teilnehmer:innen per Videobotschaft und betonte die Bedeutung solcher Initiativen für die Förderung eines demokratischen und inklusiven Dialogs.
Prof. Stefan Witte, Vizepräsident der TH OWL für Forschung und Transfer, hob in seiner Eröffnungsrede die Rolle der Hochschule als Plattform hervor für den Austausch neuer Ideen und Methoden zur Gestaltung einer zukunftsgerichteten Erinnerungskultur. „Durch die enge Zusammenarbeit mit regionalen Schulen und Bildungseinrichtungen wollen wir innovative Ansätze fördern, vernetzen und weiterentwickeln“, erklärte er.
NRW-Landtagspräsident André Kuper, Vorsitzender des Lenkungskreises der Gedenkstätte Stalag 326, äußerte sich optimistisch über das Projekt in Schloss Holte Stukenbrock. „Mit der Gedenkstätte soll ein Ort der Erinnerung und Demokratiebildung geschaffen werden“, so Kuper.
Die Konferenz wurde vom Institut für Designstrategien (IDS) der TH OWL durchgeführt, initiiert durch den 2. Vorsitzenden Prof. Oliver Hall. Das Forschungsinstitut begleitet seit 2018 die Gedenkstättenentwicklung unter Berücksichtigung der ebenfalls dort ansässigen Polizei-Ausbildungsstätte. „Es ist wichtig, gerade jungen Menschen einen sensiblen Zugang zu der oft unbequemen Thematik der an Menschen verübten Verbrechen zu ermöglichen. Durch Architektur, die Authentizität vermittelt und die Reflexion über das Vergangene Leid ermöglicht, sollen demokratische Werte wie Solidarität und Gerechtigkeit gefördert werden“, erklärt Professor Hall.
Die Konferenz bot die Plattform für Studierende und die Schüler:innen des Gymnasiums Schloß Holte-Stukenbrock, ihre Ergebnisse des Kunstworkshops „Barackengiebel“ vorzustellen. Begleitet von ihren Lehrer:innen und Schulleiter Dr. Michael Kößmeier präsentierten sie ihre Arbeiten im Foyer des Casino- Gebäudes. Im Maßstab 1:7 entwarfen sie nachdenklich stimmende Installationen und Skulpturen aus der individuellen Reflexion mit dem Thema. Ein Schüler fasste die Eindrücke treffend zusammen: „Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit der Region um die Gedenkstätte Stalag 326 war interessant und lehrreich. Wir sind uns einig, dass es höchste Zeit ist, dafür eine würdige Gedenkstätte zu errichten, in der vor allem authentische Räume nachempfunden werden können“.
In der Ausstellung wurden außerdem studentische Entwürfe präsentiert aus dem Lehrgebiet Entwerfen unter Leitung von Prof. Jasper Jochimsen. Gezeigt wurden rund 20 Modellvarianten zur architektonischen Gestaltung und städtebaulichen Integration eines Besuchendenzentrums auf dem Gelände Stalag 326.
Die Konferenz „ReForm Peace!“ stieß auf großes Interesse und führte zu intensiven Diskussionen im Anschluss an die Konferenz und in dem Treffen der Initiativen, an dem Vertreter verschiedener Institutionen teilnahmen. Die TH OWL plant, den Dialog und die Zusammenarbeit mit regionalen Bildungseinrichtungen, aber auch mit den Akteuren und dem Netzwerk der Gedenkstätte Stalag 326 weiter zu intensivieren, um die Erinnerungskultur aktiv mitzugestalten und zu fördern.