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IDS unterzeichnet als Erste Frankfurter Erklärung zum Wohnungsbau

Die 20. Docomomo Deutschland Tagung zum Thema Politik, Gesellschaft, Wohnungsbau präsentiert eine abschließende Stellungnahme zum Thema Wohnungsbau und Wohnraum. Erstunterzeichner der „Frankfurter Erklärung zum Wohnungsbau“ ist das IDS – Institut für Designstrategien der TH OWL. Auf chance.org kann die Petition ab sofort unterstützt werden.

Die 20. Jahrestagung von Docomomo Deutschland e.V. fand Ende April in Frankfurt am Main im Beisein von TH-Vizepräsidentin Professorin Dr. Uta Pottgiesser in ihrer Funktion als Vorstandsmitglied von Docomomo Deutschland und als Vorsitzende von docomomo international statt. Die Stadt Frankfurt war zusammen mit der ernst-may-gesellschaft e.V., dem Deutschen Architekturmuseum (DAM) und Docomomo Deutschland Gastgeber und Kooperationspartner der Veranstaltung.

Docomomo International wurde 1988 in Eindhoven (Niederlande) gegründet. Der Name Docomomo steht für International Working Party for Documentation and Conservation of Buildings, Sites and Neighbourhoods of the Modern Movement. Die Ziele von Docomomo International und Docomomo Deutschland sind die Förderung von Dokumentation und wissenschaftlicher Erforschung sowie die Öffentlichkeitsarbeit für die kulturelle Bedeutung der Architektur der Moderne.

Die Veranstaltung widmete sich dem Thema des bezahlbaren Wohnraums und den Aspekten des gesunden Wohnens und des qualitätvollen Wohnumfelds. Mit Blick auf die Reformbewegung mit den Siedlungen der Moderne (zum Beispiel Neues Frankfurt, Berliner Siedlungen, Weiße Stadt Tel Aviv) in den 1920er und 1930er Jahren und den Großsiedlungen der 1950er bis 1970er Jahre stellt sich die Frage, welche Prozesse und Mechanismen damals zum Erfolg führten. Wie und mit welchen politischen Weichenstellungen können damalige Prozesse und Instrumente auch in die heutige Zeit in Deutschland, in Europa und darüber hinaus übertragen werden?

Gerade im Wissen, dass die Bevölkerung heute vor ähnlich großen Herausforderungen steht, versteht sich die Frankfurter Erklärung als Appell an die Akteur:innen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, insbesondere die Städte und Gemeinden in der Umsetzung relevanter Ziele, Vorschläge und Maßnahmen zu unterstützen.

Die am 28. April 2023 vorgestellte Frankfurter Erklärung wurde von DOCOMOMO Deutschland e.V., ernst-may-gesellschaft e.V. und Deutschem Architekturmuseum (DAM), DOCOMOMO International, dem IDS-Institut für Designstrategien (TH OWL) und dem Forschungslabor Nachkriegsmoderne Frankfurt gemeinsam mit der COST Action Middle Class Mass Housing (MCMH-EU) verfasst.

Frankfurter Erklärung (zum Wohnungsbau):

  1. Die Aktivierung der großen Potenziale im Gebäudebestand ist ein Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele und zur Verbesserung des Wohnungsnotstands.
  2. Bei der Erhaltung, Unterhaltung, Sanierung und Nachverdichtung des innerstädtischen Wohnungsbestands und bestehender Siedlungsflächen sowie beim Neubau von Quartieren müssen Stadt und Freiraum zusammen gedacht werden, um qualitätsvolle Wohn- und Außenräume zu erhalten und zu entwickeln – unter der Maßgabe des Gemeinwohls und der Prüfung der sozialen und ökologischen Auswirkungen sowie des baukulturellen Erbes.
  3. Denkmalschutz und Stadtentwicklung sind nicht als sich widersprechende Elemente zu betrachten, sondern als Chance, vorhandene Qualitäten und Potentiale des Baubestandes für die urbane Entwicklung gemeinsam zu nutzen, nach dem Credo: „Erhalt durch Weiterbauen“
  4. Wohnungsbau im Bestand und in neuen Quartieren muss wieder als kommunale, öffentliche und gesellschaftliche Aufgabe verstanden und finanziert werden.
  5. Die Förderung gemeinnütziger oder genossenschaftlicher Initiativen muss stimuliert und regulatorisch vereinfacht werden.
  6. Die Spekulation mit Grund und Boden und mit Wohnraum muss auf nationaler und europäischer Ebene eingeschränkt und der Erwerb von Wohneigentum auf Basis von Erbpacht vereinfacht werden.
  7. Die Unterzeichner:innen bekennen sich zu den Zielen des Abriss-Moratoriums, das Erhalt, Sanierung, Umbau und Weiterbauen im Bestand vor Abriss und Neubau stellt, verbunden mit weiteren Maßnahmen und Initiativen zur Herbeiführung einer Bauwende.
  8. Die Unterzeichner:innen unterstützen die Initiative der Architects 4 Future, eine Musterumbauordnung anzustreben, mit dem Ziel, dem Umbau Vorrang vor dem Neubau einzuräumen sowie diesem Umstand auch in allen Verordnungen und Regularien im Bauwesen Rechnung zu tragen.

Das Credo ist:

Nichts ist wertlos! Alles kann weiterverwertet werden! Vorhandene Methoden, Tools und Regularien müssen so weiterentwickelt werden, dass sie zur täglichen Praxis werden.

Hier geht es direkt zur Petition: www.change.org/p/support-the-frankfurt-declaration-on-housing