Initiiert und geleitet wurde der Besuch von Professor em. Dr. Hisato Kobayashi von der Hosei Universität in Tokio. Anlass der weiten Reise war das Interesse Professor Kobayashis und seiner drei Mitstreiter Hiroaki Ito, Kenjiro Takino und Tomohiro Ishikawa an einem möglichen Einsatz des innovativen MONOCAB-Systems auf Japans nördlichster Hauptinsel Hokkaido.
„Diese Anfrage unterstreicht die globale Vernetzung der TH OWL und das internationale Interesse an ihren zukunftsweisenden Projekten“, betont Thorsten Försterling, der MONOCAB auf den Weg gebracht hat.
Deutschland und Japan stehen vor ähnlichen demografischen Herausforderungen, die durch niedrige Geburtenraten einerseits und eine steigende Lebenserwartung andererseits gekennzeichnet sind. Diese Entwicklungen führen zu einer alternden Bevölkerung, die sowohl für die Infrastruktur als auch die Sozialsysteme in beiden Ländern zu lösende Aufgaben sind.
Ein intensiver Austausch von Erfahrungen und Lösungsansätzen ist daher sowohl für Japan als auch für die Bundesrepublik von großer Bedeutung, um gemeinsam Strategien zur Bewältigung des demografischen Wandels zu entwickeln.
Auch Hokkaido ist vom demografischen Wandel betroffen. Trotz ihrer großartigen Natur und landschaftlichen Vielfalt leidet die Region unter der Überalterung ihrer Bevölkerung. Der damit verbundene Nachfragerückgang hat dazu geführt, dass viele lokale Bahnlinien stillgelegt wurden.
Insbesondere für die ältere Bevölkerung der Region ergeben sich daraus erhebliche Mobilitätsprobleme. Hier könnte das MONOCAB-System eine entscheidende Lösung bieten, um den schienengebundenen Verkehr wiederzubeleben und den Menschen vor Ort eine verlässliche und individuelle Mobilitätsoption zu bieten.
Thorsten Försterling erläutert: „MONOCAB OWL ist ein innovatives Schienensystem für den Individualverkehr, das speziell für den Einsatz in ländlichen Gebieten konzipiert wurde. Bei dem Besuch der Delegation aus Japan hatten die Gäste die Möglichkeit, das System zu besichtigen und eine Probefahrt zu unternehmen.“
Im Anschluss daran wurde ein intensiver Austausch von weiteren Informationen vereinbart, um eine mögliche Kooperation zu vertiefen. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, gemeinsam zu erforschen, wie die Mobilität in ländlichen Regionen vor dem Hintergrund des demografischen Wandels durch innovative Lösungen des individuellen Personenverkehrs (IPNV) verbessert werden kann.
Dieser japanisch-deutsche Austausch wird vom Projekt TRiNNOVATION begleitet, der Transferstelle an der TH OWL. Deren Ziel ist es, eine dynamische Innovations- und Kooperationskultur innerhalb der Hochschule, in der Region Ostwestfalen-Lippe und darüber hinaus zu etablieren. Durch erfolgreiche Kooperationen soll die Sichtbarkeit und Wirksamkeit der Forschung an der TH OWL gesteigert werden, um konkrete Innovationen und Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft zu fördern.
Die Beziehungen zwischen Lemgo und Japan haben eine lange und bedeutungsvolle Tradition. Besonders hervorzuheben ist das Wirken des vielseitigen Gelehrten, Schriftstellers und Arztes Engelbert Kaempfer (1651 bis 1716), der von 1690 bis 1692 in Japan lebte. Die Engelbert-Kaempfer-Gesellschaft Lemgo e.V., ein Deutsch-Japanischer Freundeskreis, bewahrt und pflegt dieses Erbe und fördert den kulturellen Austausch zwischen beiden Ländern.
Die Anfrage aus Japan und das Interesse an Projekten der TH OWL, etwa dem MONOCAB-System als mögliche Lösung für die Mobilitätsprobleme auf Hokkaido, verdeutlichen die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit bei der Bewältigung des demografischen Wandels.
Durch den Austausch von Wissen und Erfahrungen können beide Länder gemeinsam innovative Lösungen für die Herausforderungen einer alternden Bevölkerung entwickeln. Das Engagement der Technischen Hochschule und die Begleitung durch TRiNNOVATION zeigen, wie internationale Kooperationen Forschung und Entwicklung an Hochschulen voranbringen und konkrete gesellschaftliche Veränderungen bewirken können.