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Erholungswert lippischer Kulturlandschaften stärken

Das Gemeinschaftsprojekt "Grüne Infrastruktur" von Kreis Lippe und TH OWL geht in die nächste Phase. Die dafür benötigten Förderbescheide von Bund und Land sind da.

Die lippische Landschaft, geprägt durch die Wälder des Naturparks Teutoburger Wald / Eggegebirge, hügelige Wiesen und Felder, Bach- und Flussläufe sowie die mit naturnahen Bauten durchzogenen Kulturlandschaften sollen für den Schutz der biologischen Vielfalt, die Erholung und die Umweltbildung attraktiver gestaltet sowie besser erschlossen werden. Das ist das Ziel des vom Bundesamt für Naturschutz geförderten Erprobungs- und Entwicklungsvorhabens „Grüne Infrastruktur in ländlichen Regionen“. Das vom Kreis Lippe umgesetzte und von der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe sowie der Hochschule Osnabrück und dem Landesverband Westfalen-Lippe wissenschaftlich begleitete Vorhaben ist im Dezember vergangenen Jahres gestartet und läuft noch bis November 2028. Dafür werden beim Kreis Lippe vier Gebietsmanagerinnen bzw. Gebietsmanager eingestellt.

Insgesamt geht es um die Themen Biotopverbund, Kulturlandschaft und Erholung. In einer Voruntersuchung des Kreises und der TH OWL im vergangenen Jahr wurden bereits sieben Schwerpunkträume identifiziert, in denen die geplanten Maßnahmen konzentriert werden sollen:

  • Schwerpunktraum 1: Wüstener Bergland mit Talbereichen der Glimke, Salze, Bega und Werre
  • Schwerpunktraum 2: Begatal zwischen Barntrup und Dörentrup
  • Schwerpunktraum 3: Emmertal mit Seitentälern zwischen Wöbbel und Lügde
  • Schwerpunktraum 4: Hauptkamm des Teutoburger Waldes
  • Schwerpunktraum 5: Grünland- und Offenlandbereiche bei Schlangen und Veldrom
  • Schwerpunktraum 6: Abgrabungskomplex im Rethlager Bachtal südlich von Lage
  • Schwerpunktraum 7: Bad Meinberger Schweiz

Bereits während der Voruntersuchung wurden für diese Schwerpunkträume Leitbilder, Ziele und Maßnahmenvorschläge erarbeitet, wobei sich die Maßnahmen durch ihre Vielfalt und ihren Modellcharakter auszeichnen. Neben „klassischen Naturschutzmaßnahmen“, wie beispielsweise die naturnahe Förderung und Entwicklung von Fließgewässern, Auen sowie Mager- und Halbtrockenrasen, sollen auch die in den Schwerpunkträumen präsenten Kulturlandschaftselemente wie beispielsweise historische Mühlenstandorte und historische Ortskerne in Szene gesetzt und für die Öffentlichkeit erlebbar gemacht werden.

Dazu sollen unter anderem Themenrouten ausgewiesen und interaktive Informationsmöglichkeiten umgesetzt werden, sodass die Besuchenden die lippische Landschaft mit allen Sinnen erleben und neue Perspektiven entdecken können. Die Maßnahmen sollen schließlich den Erholungswert der Landschaft steigern und sowohl das Landschaftserleben für anreisende Touristinnen und Touristen als auch für die Bevölkerung des Kreises Lippe verbessern.

Ein weiterer zentraler Baustein des Hauptvorhabens ist die Zusammenarbeit mit lokalen Akteurinnen und Akteuren, wie beispielsweise Flächennutzerinnen und Flächennutzer, ebenso mit der Biologischen Station Lippe und dem Naturpark Teutoburger Wald / Eggegebirge. Diese Kooperationen sollen über vier neue Gebietsmanagerinnen und -manager mit Leben gefüllt werden, wobei drei der Personalstellen beim Kreis Lippe sowie eine weitere Personalstelle bei der Biologischen Station angesiedelt werden. Weitere Aufgaben der Gebietsmanagerinnen und -manager werden die intensive Betreuung der Schwerpunkträume sowie die Planung und Koordinierung der Maßnahmenumsetzung sein.

Das Hauptvorhaben wird wissenschaftlich begleitet. Zum Team der Begleitforschung gehören Professor Dr. Boris Stemmer und Evelyn Behre von der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (Fachbereich Landschaftsarchitektur und Umweltplanung, Fachgebiet Landschaftsplanung und Erholungsvorsorge), wobei ihnen einerseits das Projektmanagement der wissenschaftlichen Begleitforschung und andererseits der thematische Schwerpunkt der Erholung obliegt. Das Thema des Biotopverbundes wird von Professor Dr. Kersten Hänel, Dr. Hilke Schröder-Rühmkorf und Alissa Schäffner von der Hochschule Osnabrück (Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur, Arbeitsgruppe Tierökologie und Naturschutz) untersucht. Dr. Dorothee Boesler und Marion Schauerte vom Landschaftsverband-Westfalen Lippe (LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen) vervollständigen das Team und betreuen das Themengebiet der Kulturlandschaft.

Die wissenschaftliche Begleitforschung erfüllt zwei Hauptaufgaben. Zum einen unterstützt sie die Maßnahmenplanung und -umsetzung und kann bei Bedarf durch das Einbringen der fachlichen Expertise beratend tätig sein. Zum anderen evaluiert sie das Hauptvorhaben. Weiterhin wird das Zusammenspiel der Themengebiete untersucht, welches sich unter anderem in der Multifunktionalität und Mehrdimensionalität der Maßnahmen widerspiegelt.

Neben der Forschung zur Maßnahmenumsetzung wird die wissenschaftliche Begleitforschung weiterhin die planerisch-konzeptionellen Rahmenbedingungen thematisieren. Des Weiteren soll ein räumlich-funktionales Konzept der Grünen Infrastruktur für den Kreis Lippe entwickelt werden, das neben den Maßnahmen des Erprobungs- und Entwicklungsvorhabens auch bestehende Elemente der Grünen Infrastruktur sowie andere thematisch verwandte Projekte, Programme und Vorhaben einschließt. Die wissenschaftliche Begleitforschung hat dabei die Aufgabe, über die Analyse der Ist-Situation hinaus Leitlinien und Empfehlungen für andere Regionen zu erarbeiten. Dabei wird u. a. die Zusammenarbeit mit dem Partnerprojekt „Regionale Grüne Infrastruktur in Stadtregionen – Entwicklung und Umsetzung grüner Infrastruktur im Großraum Braunschweig“ sowie die gemeinsame Synthese der Ergebnisse und die Reflektion der Herangehensweisen maßgeblich sein.

Für den Erfolg des Hauptvorhabens und der wissenschaftlichen Begleitforschung wird dabei die enge Zusammenarbeit zwischen dem Team des Hauptvorhabens und der wissenschaftlichen Begleitforschung sowie den Akteurinnen und Akteuren vor Ort von großer Bedeutung sein. Die Stärkung der Grünen Infrastruktur im Kreis Lippe und das Gewinnen von übertragbaren Empfehlungen für die erfolgreiche Implementierung und Förderung der Grünen Infrastruktur in ländlichen Regionen sind die zentralen Ziele, welche das Hauptvorhaben und die wissenschaftliche Begleitforschung in den kommenden fünf Jahren begleiten werden.