„Die Idee zu dieser Umfrage kam mir, weil wir uns als TH OWL gerade an einem Forschungsprojekt des HIS-Instituts für Hochschulentwicklung beteiligen, in dem es darum geht, dass Hochschulen für angewandte Wissenschaften in ihrem Hochschulbetrieb energieeffizient werden und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Und von der Frage des Klimaschutzes ist es nicht weit bis zur Mobilität, weil es eben relevant ist, wie groß unser CO2-Fußabdruck ist“, erklärt Kathrin Lemme, Ideengeberin des Projekts.
Es gab bisher nur wenige Daten, wie und woher die Kolleginnen und Kollegen und die Studierenden zur Hochschule kommen. Als Mitstreiter für dieses Projekt fand sie Michael Minge, der sich als Innovationspsychologe schon vielfach mit Fragen der Mobilität beschäftigt hat und die Konzipierung, Umsetzung und Auswertung der Befragung übernahm. Tatkräftige Unterstützung kam von der Wirtschaftspsychologie-Studierenden Anna-Lena Rattay.
„Das Themenfeld der Mobilität ist sehr spannend, gerade unter dem Gesichtspunkt von Innovationsforschung und innovationspsychologischer Fragen. Es hat viel mit Gewohnheiten zu tun, die wir sowohl im Kleinen wie auch im Großen über die nächsten Jahre oder Jahrzehnte werden ändern müssen. Und die Mobilitätsbefragung ist ein erster Schritt, um einerseits eine Bestandsaufnahme zu machen und informiert zu werden über die aktuellen Barrieren und Hemmnisse in den Mobilitätsgewohnheiten und andererseits die Potenziale für künftige Veränderungen und Verbesserungen aufzudecken“, schildert Michael Minge.
Nun, drei Monate später, sind alle 1.158 Datensätze ausgewertet. Mit knapp zwei Dritteln bilden Studierende den größten Anteil der gesamten Rückmeldungen. Etwa 25 Prozent der Befragten kommen aus dem Kreis der Mitarbeitenden und etwa 8 Prozent sind Lehrende. Damit liegt die Rückmeldequote insgesamt und in den jeweiligen Zugehörigkeitsgruppen bei etwa 15 Prozent.
Das am häufigsten genutzte Fortbewegungsmittel für den täglichen Arbeitsweg ist an allen drei Standorten der TH OWL (Lemgo, Detmold und Höxter) der private Pkw, mit dem während der Vorlesungszeit vier bis fünf Mal pro Woche die Studien- und/oder Arbeitswege gefahren werden. Jeweils rund ein Drittel der Befragten gab an, eine Wegstrecke von 10 bis 30 Kilometern oder eine Entfernung von mehr als 30 Kilometer bis zur Hochschule zurücklegen zu müssen. Hauptgründe für die Wahl der Mobilitätsart sind kurze Wegezeiten, Flexibilität im Tagesverlauf und Stressfreiheit. Kritik hagelt es für die Infrastruktur des ÖPNV-Netzes: Zwar wird die Erreichbarkeit von Haltestationen an Wohnort und Campus durchweg als gut bewertet, jedoch seien Betriebszeiten, Taktzeiten und die Fahrtzeit mit dem ÖPNV unzureichend. Diejenigen, die den ÖPNV allerdings nutzen, entweder aufgrund fehlender Alternativen oder weil eine gute Anbindung vorliegt, haben bezüglich des ÖPNV-Angebots im Mittel weniger zu kritisieren. Als größter Anreiz, um sich klimafreundlicher fortzubewegen, wird der Ausbau des ÖPNV-Netzes gefordert (hier vor allem Taktverdichtungen und Ausweitung von Betriebszeiten). Insbesondere Mitarbeitende empfinden die Fortführung von Möglichkeiten zum mobilen Arbeiten (Home-Office) als besonders ausschlaggebenden Beitrag zu mehr Klimaschutz.
Bei Wegstrecken bis zu fünf Kilometern werden im Übrigen drei von vier Autos stehengelassen und es wird überwiegend auf das Fahrrad umgestiegen oder zu Fuß gelaufen. Verbesserungspotenzial wird gesehen beim Vorhandensein witterungsgeschützter Abstellflächen für Fahrräder sowie weiterer förderlicher Angebote für die Fahrradnutzung.
Aus den Ergebnissen der Befragung werden nun im nächsten Schritt Verbesserungspotenziale und Maßnahmen abgeleitet. Teilweise existieren bereits Angebote, die einer breiteren Kommunikation bedürfen, teilweise kann die TH OWL bestimmte Maßnahmen federführend selbst verantworten und teilweise sind hier Gespräche mit weiteren Stakeholdern, wie zum Beispiel Verkehrsverbünden, fortzuführen. Die Ergebnisse der Befragung liefern an vielen Stellen eine erste empirische Argumentationsbasis.
Nicht zuletzt kommt es beim Mobilitätsverhalten aber vor allem auf uns selbst an: „Es hat sich gelohnt, an der Befragung teilzunehmen“, so Gero Brinkmann, ehemaliger Referent der Vizepräsidentin für Kommunikation und Profil, „Auf diese Art konnte man die eigenen Mobilitätsbedürfnisse mitteilen und zur möglichen Anpassung des Mobilitätsangebots an eben diese Bedürfnisse beitragen – diese aber auch mal für sich selbst hinterfragen.“
Die Ergebnisse der Mobilitätsbefragung sind hier einsehbar.