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Nicht nur auf der „Wolkenkratzerbaustelle“ richtig was los

Gute Stimmung, strahlende Gesichter und zahlreiche Wissensdurstige: Auch diesjähriger Tag der offenen Tür wieder ein voller Erfolg!

Ein Tag der offenen Tür ist eine feine Sache: Man kann einen Blick hinter diese und jene Kulisse werfen, mit Fachleuten plaudern, sich informieren oder beraten lassen, Maschinen in Aktion bestaunen und sich bei einer Verschnaufpause zwischendurch stärken. Oder einfach mal neugierig sein und gucken gehen.

Das alles ging natürlich beim Tag der offenen Tür der TH OWL. Und noch viel mehr! Die Palette reichte am vergangenen Samstag, 25. Mai, von der Kaffeeverkostung bis hin zu heißer Renn-Action. Besonders gut kamen bei den zahlreichen Gästen, darunter sehr viele Familien, die Mitmachaktionen an.

Um es kurz zu machen: Wer den diesjährigen Tag der offenen Tür der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe auf dem Kreativ Campus in Detmold und dem Innovation Campus in Lemgo versäumt hat, sollte sich nächstes Jahr schon mal vormerken – und ausreichend Zeit mitbringen. Denn eigentlich reicht ein Tag gar nicht aus, um sich alles genau anzugucken und überall mitzumachen.

Marcel Gerwens und Henry Flint, beide studieren in Detmold Bauingenieurwesen, verschafften den Gästen mit ihrer geführten Tour einen kleinen Überblick über den Kreativ Campus und die Entwicklung des Standorts.

Sich auf einer New Yorker Wolkenkratzerbaustelle in schwindelerregende Höhe ablichten lassen? Kein Problem! Nadine und Ralf Zapke mit ihren Jungs Matti und Vincent ließen sich diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen. Das tolle Erinnerungsfoto entstand auf sicherem Boden in der Werkhalle. Greenscreentechnik machte es möglich. Zum Campus in Detmold haben die Zapkes eine besondere Beziehung, allein schon deshalb, weil Nadine hier vor einigen Jahren ihr Diplom machte und einer der Söhne die Kita Paulinchen besuchte. „Es ist einfach schön hier“, so die einhellige Meinung der Familie.

Fröhliche Betriebsamkeit auf dem Stand des Fachbereichs Landschaftsarchitektur und Umweltplanung vom Sustainable Campus Höxter auf dem Parkdeck in Detmold: Die kleinen ferngesteuerten Trecker kamen bei den Kindern, den kleinen, aber auch den großen, sehr gut an. In einer Modelllandschaft mit Marktplatz und Häuschen, die der Fachbereich Detmolder Schule für Gestaltung beigesteuert hatte, ging es spielerisch um die klimagerechte Stadtbegrünung mit Modellbäumchen. „Bäume sorgen für Verschattung und Transpirationskühlung“, erläuterte Melanie Wilke. „Ein Baum hat die Kühlleistung von zehn haushaltsüblichen Klimaanlagen“, berichtete Simon Quindel.

Ein anderer Publikumsmagnet war der „Porträtomat“: Wer wollte, konnte sich hier von Professor Rütt Schultz-Matthiesen, dem Lehrbeauftragten Martin Oxley oder Gizem Altun, Innenarchitekturstudentin im vierten Semester, innerhalb weniger Minuten zeichnen lassen. Viele nutzen die Gelegenheit, nicht nur eine schöne Erinnerung mit nach Hause zu nehmen, sondern sich auch über das Studium der (Innen)-Architektur zu informieren. Denn entgegen der landläufigen Meinung muss man vorher kein Zeichen-Ass sein, um diese Fächer überhaupt studieren zu können.

Wichtig sei, so Schultz-Matthiesen, dass eine Architektin oder ein Architekt etwa im Verlauf eines Beratungsgesprächs „eine Idee zu Papier bringen kann“. Die KI könne den persönlichen Ausdruck niemals ersetzen. „Zeichnen ist keine Zauberei, wir bringen den Studierenden das Zeichnen bei“, beruhigte der Fachmann. Bei den Übungen gehe es darum zu lernen „dem Auge zu vertrauen, nicht dem, was man schon weiß“.

Studentin Gizem Altun fügte aus ihrer Erfahrung hinzu: „Zeichnen ist etwas Persönliches. Durch die Seminare lernt man sich selbst neu kennen. Man muss lernen, sich zu trauen.“ Für die Besucher:innen sehr anschaulich waren auch der Vergleich von Gebäudezeichnungen, die Studierende zu Beginn ihres Studiums angefertigt hatten und dann noch mal ein paar Semester später. Die Entwicklung war sehr deutlich erkennbar.

Um ganz andere Aufnahmen ging es im KreativInstitut.OWL (KIO). Colin Behrens, wissenschaftlicher Mitarbeiter und 3D-Animateur, erläuterte, was es mit den 124 Spiegelreflexkameras im sogenannten Botscan auf sich hat: „Das ist ein 3D-Scanner für Menschen aber auch Objekte. Man wird aus unterschiedlichen Perspektiven aufgenommen. Ein grüner Laser hilft dabei, einfarbige Objekte und Details besser zu erfassen. Ein Algorithmus setzt die Bildinformationen zusammen und verschmilzt Punkte zu Flächen. Dann haben wir ein Modell, etwa einen Avatar für Film oder Computerspiele.“ Aber nicht nur das: Auch für Webshops lasse sich die Technik nutzen. So könne man– zuvor ebenfalls gescannte – Kleidungsstücke virtuell anprobieren.

Wer schon immer mal „was mit Medien“ machen wollte, konnte gegenüber im Fachbereich Medienproduktion der TH OWL einen Blick in die Radio- und Videostudios werfen, in die Bildregie mit ihren mächtigen Mischpulten oder dabei zuschauen, wie ein Film gedreht wird. Warum eine Filmkamera auf einem Wägelchen, einem sogenannten Dolly, gleich von mehreren Personen bedient werden muss, erläuterte Professor Georgij Pestov bei der Live-Vorführung.

Super Stimmung bei bestem Ausflugswetter herrschte am Samstag auch auf dem Innovation Campus Lemgo, wo die Campusallee zur Flaniermeile wurde. In der Future Food Factory beispielsweise erläuterte Sebastian Wittland einer Gästegruppe, wie eine elektronische Ampel etwa auf Kartons von Tiefkühlpizza der Lebensmittelverschwendung entgegenwirken, ein 3D-Drucker Nahrung aus Insektenprotein appetitlicher aussehen lassen oder eine Analyseapparatur den Bierbrauprozess im Experimentierstadium effektiver und das Erzeugnis leckerer machen kann.

Die Vielfalt der Themen auf dem Tag der offenen Tür der TH OWL und besonders die Angebote zum Ausprobieren und Mitmachen wie das Löten unter fachkundiger Anleitung oder die „Klemmbausteinsortiermaschine“ in der SmartFactoryOWL haben Daniela Fritz aus Lemgo und Michael Pollmeier aus Detmold gut gefallen. „Oder der MINTmachClub für Kinder“, fügte Stefanie Hittmeyer hinzu.

Richtig was los war auch im Labor für Werkstoff- und Produktionstechnologie, wie Jan Mühlenhof berichtete. Der Student macht seinen Master in Produktion und Management. Am Aktionstag stand er an einem Laser, der Kugelschreiber gravierte. Wobei „Gravieren“ nicht stimmt: „Der Laser erhitzt den Kunststoff sehr kurz auf sehr kleiner Fläche und schmilzt ihn auf. So kommen Luftbläschen ins Material, die Buchstaben werden lesbar. Das kommt gut an, alle wollen Kulis“, sagte er.

Ein paar Schritte entfernt konnte man gleich einen passenden Stifthalter bekommen, frisch aus der „Fünf-Achs-CNC-Fräsmaschine“, wie Roman Pauls, Student des Wirtschaftsingenieurwesens im vierten Semester, erläuterte. In wenigen Augenblicken hatte der Apparat aus einem Holzrohling das praktische Objekt gezaubert – die Magie der Produktionstechnik sozusagen.

Während einige Gäste die TH OWL bereits durch ihr Studium kannten, oder weil Partnerin beziehungsweise Partner hier arbeiten, waren die Campi in Detmold oder Lemgo für viele Besucher:innen Neuland. So wie für Jan Jakobfeuerborn. „Ich komme zwar aus Lemgo, doch habe viele Jahre in Süddeutschland gewohnt und gearbeitet. Den Innovation Campus kenne ich noch gar nicht und wollte mal gucken, was hier in den vergangenen Jahrzehnten so entstanden ist. Beeindruckend“, lautete sein Fazit. Und so ging es sicher nicht nur ihm. Der Ausflug zum Tag der offenen Tür der TH OWL hat sich für alle Beteiligten auf jeden Fall gelohnt.

Weitere Informationen: www.th-owl.de/tdot