Der 21-Jährige kommt aus Viersen am Niederrhein. „Das liegt in unmittelbarer Nähe von Mönchengladbach, den meisten sollte dies zumindest vom gleichnamigen Fußballverein bekannt vor-kommen“, fügt er hinzu. Seine Familie ist seit Generationen in der Landwirtschaft verwurzelt. Matthias Meer möchte diese Tradition fortführen und auf dem elterlichen Betrieb die Digitalisierung eigenständig vorantreiben.
Das attraktive Angebot der TH OWL gab für ihn den Ausschlag – rund 250 Kilometer von zu Hause – zu studieren. Mehr noch als der Umgang mit Tieren liegt Matthias Meer der Umgang mit dem PC. „Mir gefällt die Kombination aus Ackerbau und anwendungsorientierter Informatik. Der Studiengang Precision Farming ist für mich genau richtig.“ Und da er sich gerade im letzten Semester befindet, ist vor der Bachelorarbeit nun der Endspurt angesagt.
Viele Studierende kennen die Herausforderung, dass sie Seminare, Lernphasen, Prüfungsvorbereitungen, einen Nebenjob aber auch Freizeit oder ein Ehrenamt beziehungsweise soziales Engagement irgendwie unter einen Hut bringen müssen. Da wäre es doch schön, wenn einem jemand unter die Arme griffe, finanziell oder auch ideell.
Klingt fast zu gut, um wahr zu sein? Ist es aber nicht! Der Studienfonds OWL, eine Stiftung der fünf Hochschulen in Ostwestfalen-Lippe (TH OWL, Uni Bielefeld, Hochschule Bielefeld, Hochschule für Musik Detmold und Uni Paderborn), macht es im Rahmen der Stipendienprogramme „Deutschlandstipendium“ und „Sozialstipendium“ möglich.
Matthias Meer erhält ein Deutschlandstipendium. Das Stipendium setzt sich zusammen aus privaten Mitteln, die der Studienfonds von Unternehmen, Stiftungen, Vereinen und Privatpersonen als Spenden einwirbt, und Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).
„Ich bekomme 300 Euro im Monat, je zur Hälfte vom Bund und von einem individuellen Förderer“, berichtet Matthias Meer. „Doch das Stipendium ist viel mehr als eine monatliche Summe. Es umfasst Veranstaltungen, Workshops und Einblicke in Unternehmen. Mein Sponsor ist der Rotary Club Höxter, der Studierende in der Region unterstützt, worüber ich mich sehr freue.“
Bevor Matthias Meer sein Studium antrat, hatte er sich über ein Stipendium noch gar keine Gedanken gemacht. „Mein damaliger Mitbewohner machte mich darauf und den Studienfonds aufmerksam. Meine erste Bewerbung ist gescheitert, bei der zweiten im Wintersemester 2022/2023 hatte ich dann Glück. Man bewirbt sich um ein Stipendium mit einem Motivationsschreiben, einem Lebenslauf, einem aktuellen Leistungsnachweis sowie allen erhaltenen Bescheinigungen über ehrenamtliche Tätigkeiten. Das Deutschlandstipendium ist auf zwei Jahre ausgelegt, nach dem Abschluss des ersten Förderjahrs muss man sich erneut einer Leistungsüberprüfung unterziehen“, erläutert Matthias Meer. Schließlich gehe es auch darum zu zeigen, dass man beim Studium, aber auch beim sonstigen Engagement, am Ball bleibt.
„Das Stipendium bedeutet für mich mehr finanzielle Unabhängigkeit und schafft Freiraum für mein Engagement im AStA und in der Fachschaft. Früher hatte ich im Gartenmarkt eines Baumarkts gejobbt, da wurde es zeitlich manchmal ganz schön eng.“ Andere zu unterstützen und so der Gesellschaft etwas zurückzugeben, daran hat Matthias Meer Spaß. „Im Sommer wirke ich regelmäßig für zwei Wochen an einem internationalen Jugendcamp in der Eifel mit – ein tolles Erlebnis“, betont der Student.
Dass sich der Nachwuchslandwirt vom Niederrhein in Ostwestfalen so wohlfühlt, hat nicht nur mit der schönen Landschaft und dem Studienangebot der TH OWL zu tun, sondern auch mit den Rahmenbedingungen an der Hochschule. Die kleinen Gruppen und die gut ausgestatteten Labore sind das eine, das andere die Dozent:innen und Professor:innen, die Spaß am Unterrichten haben. Natürlich bekommen die Studierenden das nötige Rüstzeug für ihren späteren Weg. „Das Studium bereitet einen zwar nicht direkt darauf vor, einmal Betriebsleiter zu sein und einen Hof zu führen. Es bietet einem aber einen großen Werkzeugkasten, um eine Richtung zu wählen und sich im seinem Interessengebiet Bereich zum Experten fortzubilden.“
Welche Richtung Matthias Meer einmal einschlagen wird, hat er schon ziemlich klar vor Augen. Seine Bachelorarbeit wird sich im Bereich Informatik bewegen, grob gesagt geht es um die Entwicklung autonom fahrender Landmaschinen. „Mehr darf ich aber nicht verraten“, unterstreicht er. Was er aber erläutern darf, ist der Unterschied zwischen „autonom“ und „automatisch“.
„Trecker können aktuell ein Feld automatisch abfahren. Der Mensch hinter dem Lenkrad muss nicht mehr darauf achten, dass die Maschine ihre Bahnen gerade zieht, aber er muss kontrollieren, was rund um die Maschine herum geschieht, den Arbeitsprozess überwachen und gegebenenfalls Einstellungen ändern.“ Wäre der Trecker mit seinen Anbaugeräten autonom auf dem Feld unterwegs, würde sich die Maschine praktisch selbst steuern, kontrollieren und optimieren. Doch bis es so weit ist, fließt noch eine Menge Wasser den Rhein und die Weser hinunter.