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Upcycling für den guten Zweck

Professor Dr. Adrian Riegel vom Fachbereich Produktions- und Holztechnik der TH OWL trat kräftig in die Pedale: Es ging nicht um Olympia, sondern darum, am Dienstag, 6. August, ein ganz spezielles Lastenrad auf eigener Achse per Muskelkraft zu überführen. Die Tour führte vom Innovation Campus nach Leese, aber nicht in den Lemgoer Ortsteil. In Leese kurz hinter der Grenze zu Niedersachsen an der Weser nämlich wurde das auffällige Fahrzeug der Heilsarmee als Spende übergeben.

Lastenräder sind praktisch aber nicht ganz günstig – zumindest dann, wenn man ein neues Gefährt beim freundlichen Fachhandel erwerben möchte. Die Preise beginnen bei knapp 2.000 Euro. Je nach Hersteller, Modell und Ausstattung könnte man auch das Doppelte, Drei- oder Vierfache ausgeben.

Dass es auch anders geht, praktisch zum Nulltarif, erläuterte Professor Dr. Adrian Riegel vom Fachbereich Produktions- und Holztechnik im Vorfeld der Aktion: „Wir haben für ein Projekt einen Do-it-yourself-Lastenradrahmen entwickelt, fast komplett aus Holzresten gebaut und mittels Prüfmaschine nachgewiesen, wie belastbar und alltagsstabil diese Konstruktion nach DIN EN ist.“

Von einem alten und nicht mehr benötigten 26-Zoll-Mountainbike, das noch jemand vom Projektteam im Keller übrighatte, stammen nur das Sitz- beziehungsweise Sattelrohr inklusive Tretlager, Sattelstütze und Fahrradsattel sowie das Steuerrohr, in dem die Vorderradgabel in einem Steuersatz steckt. Das Ober- und das Unterrohr wurden nicht verwendet, jedoch Komponenten wie Lenker, Gangschaltung und die hydraulischen Felgenbremsen.

„Wir haben das Lastenrad so konzipiert, dass man es mit etwas handwerklichem Geschick, dem richtigen Werkzeug und ein wenig Zeit auch selbst bauen kann“, verriet Professor Riegel. In dem Lastenrad, das die Heilsarmee nun bekommen hat, stecken circa 65 bis 80 Arbeitsstunden. „Für den Rahmen 50 bis 60 und weitere 15 bis 20 für die Komplettierung“, rechnet der Fachmann vor.

Da die Tests alle erfolgreich verlaufen sind und das Projekt „Do-it-yourself-Lastenrad“ abgeschlossen ist, konnte das gar nicht mal so gewöhnliche Zweirad nun einem guten Zweck zugeführt werden. Lastenräder sind für die Heilsarmee übrigens nichts Neues: Sie nutzt sie nach eigenen Angaben an vielen ihrer Standorte, um schnell und nachhaltig den Menschen Hilfe zu bringen, die sie am dringendsten brauchen.

Die Heilsarmee wird das von der TH OWL entwickelte Lastenrad in Bremen einsetzen. Kadett Florian Lazarević, Leiter der Heilsarmee dort und ein großer Fahrradfan, freut sich schon sehr auf das innovative Bike. Dass die Strecke von Lemgo nach Bremen über Leese führte, war übrigens kein Zufall: Dort gab es von 1947 bis 1957 ein Kinderheim der Heilsarmee. Das Haus „Uhlenberg“ war ein Zuhause für mehr als 400 Kriegswaisen.