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Wo Klimaschutz Realität wird: Exkursion führt Studierende an Orte des Wandels

Wie sehen Klimaschutz und Klimaanpassung in der Praxis aus? Mit dieser Frage im Gepäck machten sich die Studierenden der Studiengänge Umweltwissenschaften und Umweltingenieurwesen Mitte Juni auf den Weg, zunächst ins Ahrtal und anschließend ins Rheinische Revier und nach Duisburg.

Im Ahrtal stand der Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe von 2021 im Mittelpunkt. Hier ging es unter anderem um die Frage, wie zukünftige Extremwetterereignisse besser bewältigt werden können. Im Rheinischen Revier und in Duisburg lag der Fokus auf der Dekarbonisierung und ihren Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft. 

Klimaschutz und Klimaanpassung zählen zu den zentralen Inhalten der Studiengänge Umweltwissenschaften und Umweltingenieurwesen an der TH OWL. Neben technischen und naturwissenschaftlichen Grundlagen werden in den Studiengängen auch gesellschaftliche Aspekte von Umwelt und Umweltschutz vermittelt. 

Die Exkursion bot Studierenden verschiedener Semester die Gelegenheit, ihr theoretisches Wissen mit praktischen Erfahrungen zu verknüpfen. Vor Ort führten sie Gespräche mit Fachleuten und Betroffenen, erhielten Einblicke in laufende Projekte und gewannen so ein tieferes Verständnis für die komplexen und vielschichtigen Aufgaben bei der Umsetzung umwelt- und klimabezogener Maßnahmen.

Erfahrungen aus erster Hand: Das Ahr-Hochwasser aus dem Jahr 2021 und seine Folgen

Die Exkursion führte zunächst zu mehreren Orten entlang der Ahr. Erste Station war die Gemeinde Schuld, die vom Hochwasser im Juli 2021 besonders stark betroffen war und bis heute mit den Folgen der Katastrophe zu kämpfen hat. Vor Ort berichteten der örtliche Feuerwehrchef sowie betroffene Anwohner:innen eindrücklich von ihren Erlebnissen in der Flutnacht und den Herausforderungen, die der Wiederaufbau bis heute mit sich bringt.

Die Herausforderungen des Wiederaufbaus wurden auch bei einem Rundgang durch Dernau deutlich: Zwar sind viele Häuser inzwischen wiederhergestellt, doch insgesamt ist der Wiederaufbau noch nicht abgeschlossen. So sind beispielsweise die Grundschule und eine Kindertagesstätte bis heute in provisorischen Containern untergebracht; ein Neubau befindet sich jedoch bereits in der Planung. 

Auch in der Gemeinde Altenahr waren zahlreiche soziale Einrichtungen, beispielsweise das örtliche Jugendbüro, von den Flutschäden betroffen und müssen schrittweise wiederaufgebaut werden. In Ahrweiler erhielten die Studierenden unter Leitung des zuständigen Planungsbüros Einblicke in die Planungs- und Bauarbeiten zur Wiederherstellung der Fußgängerzone Niederhutstraße.

Neben dem Wiederaufbau spielen Hochwasserschutz und Renaturierung im Ahrtal eine zentrale Rolle. Vor Ort wird jedoch klar, dass das insbesondere im Stadtgebiet von Bad Neuenahr schwierig ist, da die Ahr direkt durch den Ort fließt und nur begrenzt Platz für Schutzmaßnahmen und naturnahe Umgestaltungen vorhanden ist. 

Während eines Rundgangs durch Bad Neuenahr setzten sich die Studierenden intensiv mit den technischen, hydrologischen und verwaltungsrechtlichen Herausforderungen auseinander. Dabei analysierten sie bestehende Schutzmaßnahmen, diskutierten mögliche Lösungsansätze und reflektierten die komplexen Rahmenbedingungen, die den Hochwasserschutz vor Ort beeinflussen.

Eine Region im Wandel: Besichtigung von Tagebauen und Renaturierungsprojekten an der Erft

Der Ausstieg aus der Braunkohleförderung stellt die betroffenen Regionen vor große Herausforderungen. Am Tagebau Hambach konnten sich die Studierenden ein eigenes Bild von den massiven Eingriffen des Kohleabbaus in die Landschaft machen. Nicht sofort sichtbar und bislang wenig beachtet sind jedoch die Auswirkungen auf umliegende Flüsse und das Grundwasser. Beim Erftverband erhielten die Studierenden deshalb einen umfassenden Überblick über die vielfältigen Aufgaben, die sich im Zuge der Tagebauschließungen und der geplanten Umwandlung in Seenlandschaften ergeben.

Ein wichtiger Schwerpunkt liegt auf der Renaturierung der Flüsse – etwa der Erft –, bei der es darum geht, natürliche Flussläufe wiederherzustellen und neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu schaffen.

Ein konkretes Beispiel dafür konnten die Studierenden in Neuss-Gnadental besichtigen: Dort wurde ein rund 600 Meter langer Flussabschnitt in seinen natürlichen Verlauf zurückgeführt und im Zuge der Maßnahme auf insgesamt 1,8 Kilometer verlängert.

Der letzte Stopp war das Stahlwerk von „thyssenkrupp Steel Europe“ in Duisburg. Bei einer Werksführung haben die Studierenden nicht nur einen Einblick in die heutigen Produktionsprozesse gewonnen, sondern auch viel darüber gelernt, wie Stahl zukünftig klimafreundlicher hergestellt werden soll.